1.000 Kilometer zu Fuß durch Österreich

Anfang des Jahres 2022 begannen Angelika und Reinhard von der Heimat zu träumen. Als die beiden 2018 mit ihren Fahrrädern von Salzburg nach Neuseeland aufbrachen, hatten sie nur eines im Kopf: die weite Welt mit dem Fahrrad zu erkunden. Mit dem Rad zu Reisen öffnete ihnen die Türen in fremde Kulturen und ihnen unbekannte Lebenswelten. Doch je länger sich Angelika und Reinhard in anderen Welten bewegten, desto größer wurde die Sehnsucht nach zuhause. Um diesem immer stärker werdenden Gefühl nachzugehen, beschlossen sie, das Abenteuer in Österreich zu suchen.

Das Projekt

Das Ziel war klar: Angelika und Reinhard wollten Österreich besser kennenlernen. Ein guter Plan, denn nach 30 bereisten Ländern war es höchste Zeit, der Heimat mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Mit dem Fahrrad hätten sie Österreich jedoch in weniger als zwei Wochen durchquert – ein wenig zufriedenstellender Gedanke. Also wollten die zwei zu Fuß los. Und weil sie gerne naiv an die Verwirklichung ihrer Träume heran gehen, entschieden sie sich für die längste Route: 1.000 Kilometer von der westlichsten bis zur östlichsten Grenze. Einmal der Länge nach über den österreichischen Alpenbogen also.

Die Route

Zur Orientierung am Weg durch Österreich diente den beiden der österreichische Zentralalpen 02A, auch wenn sie letztendlich viele Etappen ändern oder gänzlich verwerfen mussten. Auf 50 Tagesetappen legten sie eine Strecke von etwas über 1.000 Kilometer und 35.000 Höhenmeter zurück. Genügend Zeit also, um die vorab festgelegten Pläne unzählige Male über Bord zu werfen. Immer wieder sahen sich Angelika und Reinhard mit unvorhersehbaren Situationen konfrontiert, die sie dazu brachten, die Route zu ändern: Der unerwartet starke Schneefall, der die Wege unpassierbar machte, Erkältungen, die sie zu sehr schwächten, um starke Bergetappen zu gehen oder Hütten, die geschlossen hatten.

Start der Österreich-Durchquerung war der kleine Grenzort Bangs in Vorarlberg.

Wegbeschreibung:

Die zweimonatige Weitwanderung begann in Bangs, einem kleinen Grenzort in Vorarlberg. Dort befindet sich nicht nur das Dreiländereck von Österreich, Liechtenstein und der Schweiz, sondern auch die westlichste Grenze Österreichs. In den zwei Monaten wanderten sie durch Vorarlberg, Tirol, das Salzburger Land, die Steiermark und Niederösterreich, bis sie im Burgenland das Örtchen Deutsch Jahrndorf erreichten. Dort befindet sich am Dreiländereck von Österreich, Ungarn und der Slowakei die östlichste Grenze Österreichs.

Hier findet ihr den GPS-Track zur Tour.

Die Ausrüstung

Während die zwei auf Radreisen bei ihrer Ausrüstung sehr viel Wert auf Komfort legen, um sich die monatelangen Reisen so angenehm wie möglich zu gestalten, lernten sie beim Weitwandern schnell, dass hier jedes Gramm entscheidend ist. Angelika und Reinhard begannen somit jedes Teil ihrer Ausrüstung auf die Waage zu legen und diskutierten tagelang, wie weit sie sich noch reduzieren könnten. Um auf den Komfort trotzdem nicht ganz aufzugeben, setzten sie bei der Kleidung auf Stoffe mit geruchshemmender Wirkung, wie etwa Merino oder Lyocell. Außerdem hatten sie sogar einen kleinen Gaskocher und einen Topf dabei, um sich unterwegs Kartoffelpüree, Instant-Nudeln, Porridge oder eine Tasse Kaffee zu kochen.

Alle Einzelheiten zu der Ausrüstung von Angelika und Reinhard könnt ihr hier nachlesen.

Das Fazit

Österreich ist ein vermeintlich kleines Land, das, wenn man es zu Fuß über die Alpen durchqueren möchte, plötzlich einschüchternd groß wirkt. In Österreich gibt es unzählige Täler und Gebirgsgruppen und am liebsten hätten die zwei sie alle kennengelernt.

Sie wanderten durch Regionen mit klingenden, über die Grenze hinaus bekannte Namen. Natürlich waren auch für die beiden das Montafon, das Zillertal, das Gesäuse, die Rax oder der Neusiedlersee keine Unbekannten. Aber was ihnen fehlte, waren greifbare Assoziationen zu den einzelnen Regionen. Sie wollten leere Namen mit Gefühlen verknüpfen. Wollten Erinnerungen an den vielen schönen Ecken sammeln, um sie aus der persönlichen Bedeutungslosigkeit zu tragen. Und nichts auf der Welt ist besser dafür geeignet, als sich zu Fuß auf den Weg zu machen.

Mittlerweile ist es für Angelika und Reinhard nicht mehr einfach nur das Zillertal, sondern es ist jenes Tal, in dem sie von den reich geschmückten Kühen beim Almabtrieb überrascht wurden, oder wo sie der Dampflock zusahen, wie sie sich durch das Tal schlängelte und weißen Dampf in den Himmel spuckte oder wo sie zum ersten Mal mehr als 30 Kilometer an einem Tag marschierten. Wenn sie vom Gesäuse sprechen, denken sie nicht mehr an „irgendeinen schönen Nationalpark in der Steiermark“, sondern erinnern sich an drei intensive Tage, die sich mit unzähligen Erlebnissen und Bildern für immer in ihren Köpfen eingebrannt haben: Sie geraten ins Schwärmen, denken and die unfassbar schönen Herbstfarben, an die Oberst Klinke Hütte und ihren tollen Hüttenwirt, an die idyllisch gelegene Hesshütte, an das Frühstück am Berggipfel bei Sonnenaufgang, an den Moment, als sie aufgrund von Höhenangst umdrehen mussten oder an den schwierigen Abstieg, der sie die letzten Kräfte kostete. Diese Erinnerungen erwecken die Orte für Angelika und Reinhard mit Leben und sie konnten dem zuvor leeren Namen ein ganz persönliches Gesicht geben.

Auf 50 Tagesetappen legen Angelika und Reinhard eine Strecke von 1.000 km und 35.000 hm zurück.

Weitwandern oder Radreisen?

Die zwei werden oft gefragt, nachdem sie nun Erfahrungen in beiden „Disziplinen“ sammeln konnten, welche Art der Fortbewegung ihnen nun besser gefallen würde. Sie antworten dann gerne mit der Gegenfrage: „Warum müssen wir uns für eine Reiseart entscheiden?“

Beim Wandern lernten sie schnell die Unterschiede zum Radreisen kennen. Die beiden fanden sich plötzlich an Orten wieder, die sie mit dem Fahrrad niemals erreichen hätten können. Sie marschierten tagelang durch hohe Bergregionen, auf kleinen Wegen, begegneten Murmeltieren und Gämsen und sahen kein einziges Auto. Mit dem Reiserad hingegen legt man viele Kilometer auf asphaltierten, manchmal sogar stark befahrenen Straßen zurück. Die reduzierte Geschwindigkeit beim Gehen ließ ihre Aufmerksamkeit auf die kleinsten Dinge richten und sie hatten den ganzen Tag Zeit, ihre Umgebung noch intensiver wahrzunehmen und zu beobachten. Gleichzeitig fordert das Weitwandern einen viel stärkeren Verzicht auf kleine Annehmlichkeiten. Ist es beim Radreisen kein Problem, die Taschen nach Herzenslust mit frischem Obst und Gemüse zu füllen, um sich Abends ein gutes Essen zu kochen, isst man beim Weitwandern vorwiegend möglichst dehydrierte Lebensmittel, um Gewicht zu sparen. Angelika und Reinhard haben die Vorzüge beider Reisearten zu schätzen gelernt und wollen weder das Radreisen noch das Weitwandern missen. Ein guter Mix aus beiden Welten ergibt für die beiden den perfekten Abenteuer-Cocktail.

Die Personen hinter der Geschichte:

Angelika und Reinhard sind „Saddle Stories“. Auf ihrem Blog und auf youtube erzählen die beiden Geschichten aus dem Radsattel, um Lust auf die Welt, auf Radreisen und Abenteuer zu machen.

Hier geht’s zum Saddle Stories Blog.

Hier geht’s zum Saddle Stories youtube Kanal.

Angelika und Reinhard sind „Saddle Stories“.

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